7.2.

Am Samstag sind wir nicht sonderlich weit gefahren. Nach einem kurzen Halt an einem Obsthof, wo wir uns mit jeder Menge frischen Früchten eingedeckt haben, sind wir weiter zum Hot Water Beach gefahren. Der heißt so, weil da unter dem Strand zwei heiße Quellen liegen. Dadurch kann man jeweils 2 Stunden bevor und nachdem die Ebbe ihren tiefsten Punkt erreicht hat, ein Loch im Sand buddeln und ein warmes Bad nehmen. „Low Tide“ war um 16:20, sodass wir sogar noch bequem Zeit hatten, uns auf dem perfekt ausgestatteten Campingplatz einzurichten (wo man natürlich auch Schaufeln ausleihen konnte), bevor wir gegen halb drei an den Strand gezogen sind.
So viele Menschen auf einem Haufen hab ich hier in Neuseeland bisher noch nicht gesehen! Man kam sich vor wie in einem Wimmelbild! Trotzdem war es total nett an diesem Strand. Wir haben ein Weilchen gebraucht um die perfekte Stelle für unser Loch zu finden, denn die thermische Aktivität ist auf einen Bereich von max. 30m Strand begrenzt (wo sich dann natürlich die ganzen Menschen konzentrieren) und wenn man zu weit weg ist, kommt von unten kein warmes Wasser, während man direkt über den Quellen nicht barfuß drüber laufen kann, weil das Wasser hier mit 65*C aus dem Boden kommt. Schließlich haben wir aber ein gutes Plätzchen gefunden und Jörg hat uns ein schönes Loch gegraben. Nico hat sich natürlich nicht an die Begrenzungen unseres Loches gehalten, sondern ist munter durch die Nachbarlöcher gekrabbelt und hat überall für Heiterkeit gesorgt.
Auch nach dem Strandausflug hatten wir’s sehr angenehm: Auf dem Campingplatz gab es einen „Family bathroom“, wo wir zu dritt rein konnten, und Nico saß entspannt in der tiefen Duschwanne, während Jörg und ich abwechselnd geduscht haben. So luxuriös hatten wir’s schon lange nicht mehr, und ich muss leider auch sagen: So sauber wie danach war das Kind schon lange nicht mehr.
Unser gut ausgestatteter Campingplatz hatte außerdem einen Imbissstand, wo das Essen frisch zubereitet wurde. Wir mussten also abends nicht mal selber kochen, sondern konnten vor unserem Camper gemütlich Burger und Fish and Chips speisen. Nachdem der gröbste Hunger gestillt war, hat der ereignisreiche Tag unser armes Baby aber eingeholt: Er ist am Tisch sitzend mit einem halben Pommes im Mund eingeschlafen…

6.2.

Eigentlich hatten wir ja noch vorgehabt, auf diesen Mount Manganui zu steigen, nachdem wir schon die Nacht zu seinen Füßen verbracht hatten. Er wäre auch nicht sonderlich hoch gewesen, ein perfekter Kegel ganz am Ende einer schmalen Landzunge. Aber bis wir dann endlich wieder los gekommen sind, war es schon so spät, dass es uns nur noch für einen Strandspaziergang und einen Eiskaffee gereicht hat.
Dann ging es los auf die Coromandel-Peninsula. Das Fahren ging an diesem Tag richtig gut, und am Ende haben wir uns für einen Campingplatz am Opoutere Beach entschieden, wo wir schon am frühen Nachmittag ankamen. Ein echter Glücksgriff, wie sich im Nachhinein herausstellte, denn unser neuseeländischer Wanderführer bezeichnet diesen Strand als einen der letzten unverbauten und ursprünglichen Strände der Coromandel. Der Campingplatz war übrigens schon voll – mit lauter Neuseeländern in Zelten (das ist nebenbei gesagt in keiner Weise vergleichbar mit „Zelten“ in Deutschland, sondern eine ganz groß angelegte Sache und eine Wissenschaft für sich), denn der 6.2. ist der neuseeländische Nationalfeiertag, Waitangi Day. Und dann auch noch Freitag…
Unser Glück war aber, dass der Campingplatz vor dem Eingang noch ein zusätzliches Feld hatte, auf dem die Nachzügler sich hinstellen durften. Von dort aus waren es dann zwar ein paar Schritte mehr zum Strand, aber das war auch nicht schlimm. Denn der Strand war jeden einzelnen Schritt wert. Wie im Bilderbuch: feiner weißer Sand hinter grasbewachsenen Dünen, Meer und Wellen bei strahlend blauem Himmel, ein Traum.
Freunde von uns waren bereits etwas voraus gegangen und hatten angefangen, aus Treibholz eine Hütte zu bauen. Fanden die Jungs natürlich ganz toll! Im Lauf des Nachmittags kam dann zu der Hütte noch ein großes Loch im Sand dazu, das fast noch mehr Begeisterung hervorgerufen hat. War aber auch sehr süß, diese beiden 10 Monate alten Kerlchen in ihrem Loch! Außerdem haben wir natürlich im Meer gebadet. Zunächst war es Nico ja ein wenig suspekt mit den Wellen und dem Wind und er hat sich richtig an mir festgeklammert, aber am Ende wollte er gar nicht mehr raus und wir mussten ihn mit verschrumpelten Händen und Füßen und blauen Lippen wieder an Land bringen…

5.2.

Da wir nun schon in Rotorua waren, mussten wir uns natürlich auch ein bisschen vulkanische Aktivität anschauen. Das haben wir im „Waiotapu Thermal Wonderland“ getan. Den Beginn machte der Ausbruch des Lady-Knox-Geysirs, wofür wir genau richtig ankamen. Dieser Geysir bricht aber nicht einfach so aus, sondern braucht etwas Nachhilfe von den Mitarbeitern des Wonderlands. Früher wurde die Oberflächenspannung des Wassers wohl mit Seifenpulver durchbrochen, heute benutzt man dazu – Surfactant! (Für die Nicht-Mediziner: Das ist das Zeug, das in der Lunge verhindert, dass die Alveolen kollabieren. Wir haben uns jedenfalls sehr darüber amüsiert…) So toll der Geysir auch war, die Geschichte zu seiner Entdeckung hat mich noch mehr beeindruckt: Die Gegend war Anfang des 20. Jahrhunderts ein Gefängnis wo die Häftlinge Arbeitsdienste leisten mussten. Auf der Suche nach Holz hat ein Trupp dann die heißen Quellen entdeckt. Und da sie sonst kein heißes Wasser hatten, kamen sie das nächste Mal mit ihrer schmutzigen Wäsche wieder. Die müssen einen ganz schönen Schrecken bekommen haben, als ihnen die Wäsche dank Seife dann um die Ohren geflogen ist! Danach haben sie angefangen, den Geysir zum Spaß auszulösen, und bald darauf wurde eine richtige Touristenattraktion daraus.
An unserem Übernachtungsplatz hatten wir von einem französischen Pärchen den Tipp bekommen, uns hinter dem Parkplatz des Lady Knox Geysirs an einer bestimmten Stelle in den Busch zu schlagen, weil es hier einen heißen Pool gäbe, der nicht ausgeschildert sei und in dem man baden könne. Wir haben den Pool auch tatsächlich gefunden, außer uns war keiner da und er sah mit einem eigenen kleinen Wasserfall als Zufluss auch ausgesprochen einladend aus. Auf das Baden haben wir dann aber doch lieber verzichtet, nachdem wir ein Warnschild des DOC entdeckt hatten, das darauf hinwies, man solle den Kopf nicht unter Wasser bringen, weil eine Amöbenmeningitis tödlich verlaufen könne…
Anschließend begaben wir uns wieder auf die offiziellen Pfade und es folgte eine etwa anderthalbstündige Wanderung durch das Geothermiegebiet, das den Namen Wunderland nicht umsonst trägt. Von Löchern voll brodelnden Schlamms über bizarre Felsformationen bis hin zu farbigen Ablagerungen an dampfenden Seen war alles dabei. (Die Ablagerungen, die so schön rot gestrahlt haben, bestanden übrigens aus Arsen und Antimon und ich will gar nicht wissen, was wir mit den Dämpfen alles eingeatmet haben…)
Nach einem Mittagspicknick noch im Bereich des Thermal Wonderland sind wir an der Stadt Rotorua vorbei weiter Richtung Norden und ans Meer gefahren. Der heutige Übernachtungsort war Tauranga bzw. Mount Manganui und der mit 63$ bislang absolut teuerste Campingplatz dieser Reise. Dafür hatte er auch eine unglaubliche Lage zu bieten: Direkt am Fuße eines ganz an der Spitze einer schmalen Landzunge gelegenen Berges mit einem traumhaft schönen Sandstrand direkt vor der Nase und Meerblick aus dem Wohnmobilfenster. Der Nachteil war der Wind, der in ziemlich heftigen Böen kam und selbst unserem strandbegeisterten Baby das Erlebnis verleidet hat. Den Schmirgelsand an die Waden geweht zu bekommen war ja schon unangenehm, aber Nicos Gesicht befindet sich in Krabbelposition ja auch nicht viel höher!
Also haben wir uns in den etwas höher und windgeschützter gelegenen Küchenbereich zurückgezogen und zum Abendessen gegrillt.