Monat: Februar 2015
Nachtwanderung
2.2.
Natürlich haben wir den ersten Bus in die Stadt um neun (Tagesticket gilt ab neun, Busse fahren selbstverständlich auch schon früher) nicht gekriegt. Während wir auf den nächsten gewartet haben, hat es angefangen zu regnen und wurde auch nicht weniger, als wir im Stadtzentrum von Wellington angekommen sind. Ehrlich gesagt goss es in Strömen, bis wir am neuseeländischen Nationalmuseum „Te Papa“ angekommen waren und wir waren trotz Regenjacken entsprechend nass. Nico war der einzige, der unter der Regenhaube seines Kinderwagens trocken geblieben war, aber da er diese Haube hasst, war die Stimmung auch hier nicht gerade rosig. Zum Glück wurde sie aber bald besser, denn das Museum ist wirklich toll. Von interessanten Themen und Exponaten mit interaktiver Gestaltung mal abgesehen, gibt es auf jeder Ebene eine „Discovery Area“, wo Kinder spielen können. – Pädagogisch wertvoll natürlich, denn es besteht auch immer ein Bezug zu den Themen des Museums. So gab es unter anderem ein lebensgroßes Modell vom Herz eines Blauwals (etwas größer als ein VW-Käfer!), in das man hineinklettern konnte. Nico war natürlich drin.
Hier haben unsere Freunde uns dann auch gefunden. Sie hatten die untere Ebene des Museums bereits gestern angeschaut, während wir uns im Camper verkrochen hatten, und waren jetzt noch shoppen. Den Rest des Museums haben wir uns gemeinsam angeschaut und uns dann noch Kaffee und Kuchen im Museumscafé schmecken lassen.
Nachmittags hat es zum Glück endlich aufgehört zu regnen! Wir haben also die Gelegenheit genutzt und sind mit dem Cable Car auf den Berg gefahren, wo auch die Uni von Wellington liegt, und sind durch den sehr schönen Botanischen Garten wieder runter in die Innenstadt spaziert. (In gewisser Weise hatte das schlechte Wetter aber auch einen Vorteil für uns: Heute hatte wohl ein Kreuzfahrtschiff in Wellington angelegt und an den größten Touristenattraktionen standen überall Schilder „Welcome passengers of the Voyager Of The Sea“ – die haben sich aber glücklicherweise vom Wetter abschrecken lassen, sodass wir im Botanischen Garten die Blumen noch sehen konnten.)
Nach einem gemeinsamen Abendessen (leider etwas stressig mit zwei umtriebigen Babys) haben wir uns wieder in den Bus gesetzt und sind zu unserem Vorort-Campingplatz zurück gefahren.
31.1. und 1.2.
Da es wie gesagt von unserer Farm bis nach Picton nur 20km waren, konnten wir dort bereits um die Mittagszeit auf dem Campingplatz einchecken und hatten nun noch den halben Tag Zeit um das Städtchen zu erkunden. Theoretisch hätte von hier aus auch die Möglichkeit bestanden, einige sicher wunderschöne Wanderungen am Queen Charlotte Sound zu machen oder mit dem Boot auf Inseln im Sound hinaus zu fahren, aber dazu war das Wetter leider nicht gut genug. Also haben wir die Zeit genutzt und uns die „Edwin Fox“, eines der ältesten noch erhaltenen Holzschiffe, anzuschauen (in dem Museum hieß es, sie sei das neuntälteste Schiff der Welt, aber wie da gezählt wird, erschließt sich mir nicht wirklich). Man durfte das alte Schiff sogar betreten und probeweise in die Betten auf dem Zwischendeck schlüpfen, wo die meisten Auswanderer während der drei Monate (!) dauernden Überfahrt von England nach Neuseeland gelebt haben. Anschließend haben wir uns noch das kleine Aquarium von Picton angeschaut, in dem es neben Fischen auch Tuataras gab, diese Dinosaurier-Echsen, die es nur in Neuseeland gibt.
Der Campingplatz in Picton hatte übrigens eine erwähnenswerte Besonderheit: Es gab dort an unserem Stellplatz zwei Bäume, zwischen denen ich endlich mal meine Reisehängematte aufhängen konnte! Das ist deshalb bemerkenswert, weil wir in den ganzen 3 Wochen Südinsel kaum einen Campingplatz gefunden hatten, wo das ging. Und wenn es ausnahmsweise doch mal möglich gewesen wäre, war das Wetter nicht so, dass man draußen in der Hängematte hätte hängen wollen.
Abends kamen dann tatsächlich noch Freunde auf unserem Campingplatz an, die die gleiche Fähre gebucht hatten wie wir. Nach einem sehr netten gemeinsamen Abendessen haben wir unsere Jungs dann noch gebadet – und zwar in den Waschbecken auf der Damentoilette. Sehr lustig! Ich glaube aber, dass keine von uns allein auf diese Idee gekommen wäre…
Der nächste Tag war dann mit der Fährüberfahrt schon fast ausgefüllt. Dazu kann ich gar nicht allzu viel schreiben, aber die Bilder sagen genug, denke ich.
Wellington und die Nordinsel haben uns mit schlechtem Wetter, um nicht zu sagen: strömendem Regen, empfangen. Wir hatten leider den Fehler gemacht, den Campingplatz in Wellington schon vor zu buchen, was dahingehend blöd war, dass der sich in einem Vorort befand und wir mit dem Bus in die Stadt fahren mussten. (Es hätte noch einen etwas teureren und nur aus einer Betonfläche bestehenden Platz direkt am Hafen gegeben, wo unsere Freunde dann abgestiegen sind.) Zwar gab es auf der anderen Straßenseite vom Campingplatz direkt eine Bushaltestelle, aber sonntags fährt der Bus nur einmal die Stunde und den letzten hatten wir gerade verpasst. Also haben wir beschlossen, uns für den Abend im Camper zu verkriechen und Neuseelands Hauptstadt erst am nächsten Tag unsicher zu machen.
Smith’s Farm
Interislander
Müder Krieger
Edwin Fox
30.1.
Da es ja nun kein Kitesurfing für Jörg gab, machten wir uns morgens wieder auf den Weg. Nach Picton, von wo aus die Fähre auf die Nordinsel geht, die wir für den 1. Februar gebucht hatten, ist es nicht sehr weit, daher haben wir uns für die weitere Fahrt Zeit gelassen. Wir haben sogar einen Abstecher zur abgelegenen Okiwi Bay am Queen Charlotte Sound gemacht, weil das auf der Karte so toll ausgesehen hat. Die Fahrt dorthin hat uns denn auch einige wunderschöne Ausblicke beschert. Nur in der Bay selber war absolut nichts. – Außer einem mobilen Kaffeestand. Also gab es eben einen Cappuccino für Jörg und Nico durfte von meiner heißen Schokolade probieren. Das hat ihm so gut geschmeckt, dass er mir fast den halben Becher leer getrunken hat…
Den nächsten Stopp haben wir dann an der Pelorus Bridge eingelegt. An der Brücke selber ist eigentlich nichts besonderes (außer dass es hier wieder einen DOC-Campingplatz gibt), aber außen herum gibt es ein paar sehr schöne kurze (und bei Bedarf natürlich auch längere) Wanderwege. Einen davon sind wir dann auch gelaufen, sehr nett am Fluss entlang durch dichten Wald und sogar über eine Hängebrücke. Beim anschließenden Imbiss im DOC-Café haben wir Jörgs Freunde aus dem Swimmingpool in Motueka wieder getroffen und festgestellt, dass sie zu dem gleichen Campingplatz unterwegs waren wie wir.
Besagter Campingplatz heißt „Smith’s Farm“ und liegt etwa 20km vor Picton. Das Besondere daran ist, dass der Campingplatz zu einer ganz normal bewirtschafteten Farm gehört, wo man Schafe, Ziegen und ein Schwein füttern kann. Und nachdem das mit den Tieren Nico die letzten Male schon so begeistert hatte, war das ganz klar der richtige Übernachtungsort für uns. Entsprechend haben wir schon beim Einchecken eine Tüte Tierfutter bekommen – und für jeden von uns einen noch ofenwarmen selbstgebackenen Muffin! Zu den Schafen durfte man durch ein Gatter auf die Weide rein. Sie haben sich um einen geschart und die Futterpellets aus meiner Hand gefressen, während Nico im Tuch saß, sich runter gebeugt und ihnen in die Wolle gefasst hat. Er war begeistert!
Das Highlight für die Erwachsenen war ein fahrbarer Pizzaofen (natürlich betrieben von einer ausgewanderten Deutschen!) und wir bekamen tatsächlich frisch gebackene, ausgesprochen leckere echte Steinofenpizza! Die hat übrigens auch Nico nicht verschmäht. Nachdem er schon zu langsam gewesen war, uns krabbelnderweise ein Huhn zum Abendessen zu fangen, musste er sich eben anderweitig begnügen… Den Abendessens-Picknicktisch haben wir uns mit der Familie aus Passau geteilt, die wir in Motueka kennen gelernt hatten, und wir haben uns alle sehr nett unterhalten.
Statt ins Bett zu gehen, haben wir an diesem Abend das müde Kind in die Manduca gepackt und uns in den Busch geschlagen. Smith’s Farm hat nämlich einen eigenen, mitten im Dschungel auf dem Farmgelände gelegenen Wasserfall. Die Empfehlung des Farmers war außerdem, erst so gegen halb neun los zu gehen, weil es im Wald Glühwürmchen gibt. Der Weg war sehr cool, noch ein Stück schmaler als die vom DOC unterhaltenen Wege, teilweise recht steil und mit gleich mehreren Bachquerungen dazwischen. Aufgrund der langen Trockenheit auf der Südinsel kam den Wasserfall nur sehr wenig Wasser herunter, aber es war in der Dämmerung im einsamen Urwald trotzdem wunderschön. Vorgesehen war dann, am Wasserfall auf die Dunkelheit und die Glühwürmchen zu warten, aber da ist Nico in der Manduca aufgewacht und hat uns unmissverständlich mitgeteilt, dass er keine Lust auf Warten hat. Also haben wir uns eben wieder an den Abstieg gemacht. Für die Glühwürmchen war es leider noch zu hell, wir haben kein einziges gesehen, aber wir waren trotzdem sehr froh über unsere Stirnlampen. Übrigens kam uns auf dem Runterweg gefühlt der ganze restliche Campingplatz entgegen, sodass es das mit der Einsamkeit im Dschungel dann auch war…