Übrigens gab es die Schokokuchen erst morgens zum Frühstück, denn abends haben wir uns die Mühe gemacht, Pfannkuchen zu backen. Von denen hätte das auf so gut wie jedem Campingplatz vorkommende Kinderspuren-Beseitigungskommando (in Collingwood bestand es aus Möwen) sicherlich auch gerne was ab gehabt, aber es ist schon erstaunlich, wie ordentlich unser Baby plötzlich essen kann wenn’s um solche Dinge geht…
Kurz haben wir uns überlegt, noch ein Stück weiter nach Norden bis zum Cape Farewell, der nördlichen Spitze der Südinsel, zu fahren, haben uns dann aber dagegen entschieden, obwohl es da oben wirklich wunderschön sein muss. – Ein weiteres Anzeichen dafür, dass 6 Wochen Neuseeland viel zu kurz sind und man so vieles verpasst! Statt dessen haben wir noch einmal die 365 Kurven des Takaka-Hill in der entgegengesetzten Richtung überwunden. Danach sind wir ans südliche Ende des Abel Tasman Nationalparks gefahren, in einen Ort mit dem klangvollen Namen Kaiteriteri. Irgendwo habe ich gelesen, dass Dieses winzige Nest an der Küste in der Hochsaison seine Einwohnerzahl verzehnfacht! Vorstellen kann man sich’s aber irgendwie schon, denn hier gibt es neben einem gigantischen Campingplatz mit mehreren hundert (!) Stellplätzen auch eine ganze Auswahl an Wassertaxis, mit denen man Tagesausflüge in den Abel Tasman Park Unternehmen kann. Eine andere Möglichkeit in den Park zu kommen wäre übrigens mit dem Kajak – das man selbstverständlich auch in Kaiteriteri mieten kann. Das hätte uns ja schon auch sehr gereizt, aber mit Baby ist das natürlich undenkbar. Also haben wir uns eben für das Wassertaxi entschieden.
Nach einer Fahrt von etwa einer halben Stunde, während derer wir ein paar Robben auf den Felsen beobachten konnten, haben wir uns in einer geschützten Bucht namens Anchorage absetzen lassen. Hier herrschte echtes Karibik-Feeling mit feinem weißem Sandstrand, Palmen und strahlend blauem Meer. Wir haben dann eine anderthalbstündige Rundwanderung durch den direkt hinter dem Strand beginnenden Urwald gemacht. Wobei es sehr faszinierend ist, wie sehr sich Urwald und Urwald von einander unterscheiden, denn diese Wanderung war ganz anders als die vom Tag zuvor. Und das, obwohl wir ja eigentlich sogar im gleichen Nationalpark waren! Hier waren wir übrigens umschwirrt von riesigen geflügelten Insekten, die aussahen wie eine Mischung zwischen Grashüpfer, Fliege und Ameise. Ich glaube ja, dass das Wetas waren, eine (mal wieder) nur in Neuseeland vorkommende Insektensorte, von der manche Arten bis zu 10cm groß werden können (unsere waren ca. 3cm groß). Aber eigentlich sind Wetas nachtaktiv und haben keine Flügel. Aber wer weiß – vielleicht kommt irgendwo im Lebenszyklus des Weta ja ein fliegendes Stadium vor, nach dem sie sich dann paaren / sterben / neue Staaten gründen oder was weiß ich was.
Nico hat den größten Teil unserer Wanderung in der Manduca auf Jörgs Rücken verschlafen. Wobei der Teil, den er wach war unserem Reisewürmchen durchaus Spaß gemacht zu haben scheint. So langsam haben wir’s glaub ich raus, wie wir ihn auf Jörgs Rücken festbinden müssen, damit es für beide Jungs bequem ist und Nico auch was sieht auf dem breiten Rücken seines Vaters.
In der Zeit, die wir noch hatten bis das Wassertaxi uns wieder eingesammelt hat, durfte Nico zunächst auf dem Gras vor der DOC-Hütte (DOC = Department of Conservation, die neuseeländische Naturschutzbehörde) herumkrabbeln, anschließend dann auch noch eine Runde am Strand. Dort wurde er von ein paar neuseeländischen Kindern ganz lieb in ihr Spiel mit einbezogen, wobei sie bemerkt haben, dass sie aufbauen und Nico einreißt (Sandburgen!!). Weil mir die destruktive Art meines Kindes doch etwas peinlich war, habe ich mich auch an den Aufbauarbeiten beteiligt – bis eine große Welle mit einem Schlag alles platt gemacht hat. Und dann kam das Schiff.
Anstatt uns nun ins Getümmel des Megacampingplatzes in Kaiteriteri zu stürzen, sind wir zurück nach Motueka gefahren, nachdem uns dieser Platz als sehr nett beschrieben worden war und wir gehört hatten, es gäbe dort Holzofenpizza. Mag seltsam klingen nach einem Tag am Strand, aber das hat uns total angemacht. Leider hatten wir Pech mit der Pizza, denn die gab’s nur an bestimmten Tagen und heute war keiner davon. Trotzdem war der Campingplatz einer der nettesten und definitiv am besten ausgestattetsten, die wir bis jetzt besucht hatten. So konnten wir uns gleich nach unserer Ankunft zum Abkühlen nach dem heißen Tag in den Pool stürzen. Nico hat es geliebt und Jörg (ja, Jörg, nicht Nico) hat in zwei kleinen Mädels aus Passau neue Freunde gefunden. Wäre das Kind nicht irgendwann völlig eingeschrumpelt und die Zeit schon etwas fortgeschrittener gewesen, wir hätten da noch ewig drin bleiben und Ball spielen können.
Hängematte
Old MacDonald had a Farm ……
27.1.
Nach der Enttäuschung über den Pohara-Campingplatz – wo ich mir doch so viel von diesem Abel-Tasman-Nationalpark erwartet und mich so darauf gefreut hatte – hat uns der nächste Tag wieder versöhnt. Wir sind die Straße nach Osten noch ein Stückchen weiter gefahren und haben kurz vor Ende der geteerten Straße ein Hinweisschild zu einem Wasserfall entdeckt. Die Wanderung sollte etwa 45min hin und zurück dauern. Also haben wir unser Baby in den Kinderwagen gepackt und sind los gezogen. Anfangs ging’s noch über einen Feldweg – wobei hier zwei Bäche zu durchqueren waren, aber das macht der Mountainbuggy ja mit links – doch schon bald fanden wir uns auf einem schmalen Pfad in dichtestem Dschungel wieder. Das war mit den ganzen Wurzeln schon etwas mühsam, aber es ging. Als der Weg dann aber durch ein steiniges Flussbett führte, haben wir den Kinderwagen doch endlich stehen gelassen und Nico im Tuch weiter getragen. – Und spätestens bei der Hängebrücke, die maximal eine Person auf einmal betreten durfte (wahrscheinlich hätten wir Nico selber rüber krabbeln lassen müssen…), wäre es sowieso nicht mehr weiter gegangen. Ein bisschen haben wir uns geärgert, dass wir keine Badesachen dabei hatten, denn unter der Hängebrücke gab es einen ruhigen Pool im Fluss, und einige Neuseeländer haben dort gebadet – sicher eine irre Erfahrung. Nach einem kurzen steilen Stück kamen wir dann auch zum Wasserfall, wo Nico kurz auf den Felsen krabbeln durfte, bevor wir uns wieder auf den Rückweg gemacht haben. Hier waren die Jungs bei der Bachdurchquerung am Ende so schnell unterwegs, dass das Wasser richtig hoch gespritzt ist und der Kinderwageninsasse ziemlich nasse Füße bekommen hat…
Auf dem Rückweg Richtung Golden Bay haben wir dann nochmal im Hafen von Pohara Halt gemacht, denn hier liegt versteckt zwischen Fischkuttern und ähnlichem das Espresso-Schiff. Eine ziemlich kuriose Angelegenheit: Angeblich ein früheres Schiff von Jaques Cousteau, betrieben von zwei Typen, die sicher auch gerne hin und wieder mal ein Tütchen rauchen, und die auf diesem Schiff nicht nur eine Espressomaschine stehen haben, sondern sogar ihren eigenen Kaffee rösten. Aber gut war der Kaffee.
Anschließend sind wir die Golden Bay noch ein Stück weiter nach Norden gefahren, bis wir in Collingwood, einem winzigen Örtchen, Halt gemacht haben. Der dortige Campingplatz hatte einen rustikalen Charme und wir hatten einen Stellplatz direkt am Meer. Wobei man dazu sagen muss, dass Collingwood einen riesigen Tidenstrand besitzt, an dem man wunderschön spazieren gehen kann – was aber andererseits auch der Grund für den Niedergang der früher viel größeren Siedlung ist, denn der Hafen fällt bei Ebbe komplett trocken und inzwischen gibt es im Gegensatz zu früher eben doch noch andere Möglichkeiten, die Golden Bay zu erreichen. Auch kulinarisch hatte der unscheinbare Ort mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick erwarten würde: Es gab sehr leckere „real fruit ice cream“ – hierbei werden gefrorene Früchte, meist Beeren, zusammen mit ein paar Löffeln Vanilleeis durch eine Art Mixer gedreht – und als absolutes Highlight eine echte Chocolaterie in einem passenderweise rosafarbenen Haus. Diese Schokokuchen………
Auf alten Goldsucherwegen
Mountain Buggy
Impressionen
Chauffeur
Spiel und Spaß
26.1.
In Murchison haben wir uns vor unserer Abreise noch das Stadtmuseum angeschaut, ein mit Kuriositas ebenso wie mit Dingen des täglichen Lebens vollgestelltes Häuschen, das einen Eindruck davon geben will, wie das Leben dort zu einer Zeit ausgesehen hat, als die Gegend noch einsam und durch unwegsames Gelände von der Außenwelt getrennt war.
Das schlafende Kind hat uns nun eine ziemlich lange Fahrtstrecke gegönnt, die wir erst in Motueka an der Tasman Bay zum Einkaufen, Tanken und Kuchen essen wieder unterbrechen mussten. Danach machten wir uns auf Richtung Golden Bay – wobei wir das hierfür zu überwindende Hindernis des Takaka Hill etwas unterschätzt hatten. Dieser „Hügel“ ist ein etwas über 700m hoher Marmorklotz, über den die einzige Straße nach Norden führt. Im Reiseführer haben wir später gelesen, dass sie dabei 365 Kurven macht. Und da man ja auf Meereshöhe anfängt mit der Überwindung der 700m, merkt man mit dem Wohnmobil auch jeden einzelnen. Aber die Ausblicke, die man in diesen 365 Kurven hat! Die Mühe lohnt sich auf jeden Fall!
Nach dem Takaka Hill haben wir uns zunächst nach Osten gewandt, in Richtung der nördlichen Grenze des Abel Tasman Nationalparks, und den Campingplatz in Pohara angesteuert. Hinter dem Campingplatz gab es einen wunderschönen Sandstrand, wo Nico eine neue Delikatesse entdeckt hat: gesalzenen Sand. Außerdem durfte er zum ersten Mal im Meer baden und ist begeistert und mutig immer wieder in die Wellen gekrabbelt. Nur wenn ihm eine abfließende Welle den Sand unter den Füßen weggeschwemmt hat, fand er das ziemlich unheimlich.
Der Campingplatz selbst hat uns leider weniger Begeisterung entlockt. Dafür, dass er einer der bislang teuersten war, auf denen wir jetzt standen, war er riesig, voll und eng und mit durch Münzen zu aktivierenden Duschen – von denen ich mit dem völlig versandeten Kind auch noch eine erwischt hatte, die nur entweder kochend heißes oder eiskaltes Wasser gegeben hat.
Nicht zuletzt deshalb haben wir uns dann auch entgegen ursprünglicher Überlegungen dagegen entschieden, noch eine zweite Nacht dort zu verbringen und sind am nächsten Morgen wieder weiter gezogen.