Greymouth haben wir nach einem kurzen Besuch am Steinstrand am nächsten Morgen auch gleich wieder hinter uns gelassen, ohne in die Stadt selbst überhaupt rein gefahren zu sein. Weiter ging es die Westküste hoch, diesmal mit einem Stopp bei den Pancake-Rocks. Das sind aus dem Kalkstein gewaschene Felsformationen, die (entfernt) an Stapel amerikanischer Pfannkuchen erinnern. Auch wenn die Ähnlichkeit nun nicht gerade ins Auge springt, sind diese zum Teil recht bizarren, aus dem Meer ragenden Felsen doch ziemlich beeindruckend und wir haben uns für unseren Spaziergang Zeit gelassen. Anschließend haben wir uns im benachbarten Café passenderweise eine Portion Pancakes gegönnt – die werden schon wissen, warum sie dieses eigentliche Frühstücksgericht dort den ganzen Tag servieren. Von den drei Pancakes mit Ahornsirup, die wir da bekommen haben, hat unser verwildertes Baby fast einen halben gegessen, und wenn er mehr gekriegt hätte, wäre wahrscheinlich auch das in ihm verschwunden. Soviel zu bewusster Kinderernährung und so.
Ein Stück weiter nördlich haben wir die Westküste dann verlassen und sind zurück ins Landesinnere abgebogen, dabei immer dem Buller River folgend, der sich hier durch tiefe Schluchten windet und ein paar grandiose Anblicke bietet. Die Straße windet sich übrigens mit, und wo sie allzu mühsam aus dem Fels gehauen werden musste, ist sie nur einspurig. An diesen Stellen wird der Verkehr von Ampeln geregelt – und diese sind netter- und kurioserweise in unserem Straßenatlas vom neuseeländischen Automobilclub verzeichnet.
Die nächste Pause haben wir dann in einem Ort namens Lyell eingelegt, wobei es den Ort mittlerweile nicht mehr gibt. Es erinnern noch ein paar Gedenk- und Infotafeln daran, dass an dieser Stelle während des Goldrausches im späten 19. Jahrhundert eine florierende und wachsende Siedlung stand, aber das war’s eigentlich auch schon. Heute ist an der Stelle eine Wiese, wo man campen darf. Ein ähnliches Schicksal hatte entsprechend auch eine Straße, die von Lyell aus durch die nördlich davon gelegenen Berge an diversen Goldminen vorbei zur Westküste führte. Na ja, Straße ist in diesem Zusammenhang vielleicht etwas euphemistisch. Ein Verein hat die Straße nämlich wieder hergerichtet, als Wander- und Mountainbike-Weg mit dem klangvollen Namen „Old Ghost Road“. Wir sind ein Stück davon gelaufen und nach ca. einer halben Stunde mit seeehr schwerem Herzen wieder umgekehrt, weil es schon recht spät war und wir für eine längere Tour nicht passend ausgerüstet waren. Aber es war einfach ein wunderschöner Weg!
Von Lyell aus sind wir noch ein paar Kilometer weiter gefahren, bis wir in Murchison auf einem Bauernhof-Campingplatz eingekehrt sind mit so typischen Farmtieren wie einem Reh, zwei Emus und einem Wallaby. (Ok, es gab auch Enten, Hühner und Schafe…)
Überraschung am Strand
Chinesische Goldgräbersiedlung
Impressionen
23. und 24.1.
Nach einem idyllischen Frühstück am Lake Hawea nahmen wir uns den Weg an die Westcoast über den Haast-Pass vor. Diese Strecke ist ziemlich beeindruckend, auch wenn man liest, auf welche Art und Weise diese Straße entstanden ist. Die Berichte klingen, als hätte man sie in richtiger Pionierarbeit aus dem Felsen gehauen. Fertig geworden ist sie übrigens erst 1960. Krasse Vorstellung, dass es vorher keine andere Möglichkeit gab, an die Westküste zu kommen, als über die nördliche Route.
An der Straße des Passes haben wir einen Zwischenstopp mit Spaziergang zu einem Wasserfall an einem beeindruckenden Steinstrand gemacht. Da war für jeden von uns was dabei: man konnte Staudämme bauen, Steinmannderln stapeln und Steine annagen. Am Fuß des – nebenbei gesagt wunderschönen – Wasserfalls stehen übrigens noch die Betonfundamente eines wasserbetriebenen Generators, den man seinerzeit (s. o.) für den Straßenbau gebraucht hatte.
An der Westküste angekommen haben wir einen weiteren Stopp an einem Strand namens ship creek gemacht, wo es einen schön angelegten Spazierweg durch eine landschaftlich interessante (aber für die Westküste Neuseelands typische) Kombination von Strand und Regenwald gab. Hier mussten wir zum ersten Mal feststellen, dass unser extra gekauftes, kindertaugliches Mückenmittel (mit dem wir uns brav alle eingeschmiert hatten) nur bedingt effektiv ist. Immerhin ein Trost: Das Kind scheinen die hiesigen Mücken, einschließlich der absolut fiesen sandflies, von uns allen am wenigsten zu mögen.
Unser Tagesziel war der Franz Josef Gletscher (der heißt wirklich so, wurde von seinem Entdecker nach dem damaligen österreichischen Kaiser benannt) bzw. die gleichnamige Ortschaft ein paar km weiter, wo wir auf einem Campingplatz namens „Rain Forest retreat“ übernachtet haben. Der war tatsächlich so angelegt, dass man den Eindruck hatte, zwischen üppigem Grün im Regenwald zu stehen. Leider waren die Stellplätze aber ziemlich eng und nah beieinander, was den Effekt dann wieder etwas zunichte gemacht hat. Immerhin sind wir so abends zu ein paar ausgesprochen leckeren Burgern im angeschlossenen Restaurant gekommen – da haben wir als Campingplatzgäste nämlich ein Freigetränk bekommen, und das konnten wir ja unmöglich verfallen lassen!
Am nächsten Morgen sind wir dann mit Baby auf dem Rücken durch ein trockenes Flussbett zum Gletscher gewandert. Das hatten Jörg und ich vor vier Jahren auch schon gemacht, aber das Erlebnis war diesmal ein ganz anderes. Könnte natürlich am Wetter gelegen haben, denn während es damals in Strömen geregnet hat und wir den Weg fast allein gelaufen sind, waren diesmal während der Hochsaison und bei strahlendem Sonnenschein zwar nicht gerade Menschenmassen, aber doch ein ganzer Haufen Leute mit uns unterwegs. Was uns aber sehr beeindruckt hat, ist, wie sehr sich der Gletscher seit unserem letzten Besuch verändert hat. Genauer gesagt, wie weit er sich seither zurückgezogen hat. Denn an der Stelle, wo diesmal der Aussichtspunkt war und wir standen, war 2011 noch Gletscher. Damals konnte man auch von dort aus noch in den Gletscher einsteigen (mit geführter Tour, allein lassen die Kiwis einen da nicht hoch), während man inzwischen nur noch mit dem Helikopter da rauf kommt.
Da nach dieser Wanderung auch schon wieder Mittag war, haben wir unsere Fahrt die Westküste hoch fortgesetzt. Mit einem kurzen Zwischenstopp in Ross, einer ehemaligen Goldgräberstadt, wo Jörg sich ein Freilichtmuseum angeschaut hat, während Nico auf dem Gras herumkrabbeln konnte und wir uns ein großes Eis gegönnt haben, haben wir es aber noch bis nach Greymouth geschafft. Und mit einem Barbecue von hervorragendem neuseeländischem Lachs haben wir den Tag ausklingen lassen.
Erfolgreiche Grosstierjagd
Beach Boy
Auf dem Weg zum Wasserfall
Pancakes
Und gegessen haben wir selbstverständlich auch welche!