22.1.

Als Abschied von Queenstown haben wir etwas Unangenehmes mitgenommen: Einen Strafzettel. Wir hatten nach dem Auschecken vom Campingplatz das Wohnmobil auf der Straße geparkt und sind nochmal zurück, um mit unseren Freunden zu besprechen, ob wir wohl nochmal ein Treffen hinkriegen würden – was natürlich wie immer deutlich länger gedauert hat als geplant. Und wir hatten uns noch gefreut, eine gute Stelle gefunden zu haben, wo wir den Camper stehen lassen könnten…
Danach ging’s dann aber endlich los ins bergige Hinterland. Zunächst sind wir nicht allzu weit gefahren, denn in Arrowtown, einer früheren Goldgräbersiedlung, haben wir uns die Überreste einer alten Chinesensiedlung angesehen – und ein sehr leckeres Eis gegessen.
Außerdem haben wir festgestellt, dass es in Neuseeland nicht nur Hüte-, Blinden- und Suchhunde gibt, sondern auch Feuerwehrsirenenhunde. Zumindest hat sich einer die größte Mühe gegeben, für diesen Job eingestellt zu werden, als in Arrowtown die Sirene der freiwilligen Feuerwehr los ging…
Da es nun schon Nachmittag war, sind wir nicht mehr so furchtbar weit gefahren, sondern haben nach einem kurvenreichen Weg durch spektakuläres Bergpanorama unser Nachtlager am wunderschönen Lake Hawea aufgeschlagen. Abendessen (und am nächsten Morgen auch Frühstück) direkt am See, mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund – das kann man sich schon gefallen lassen! Außerdem hat Nico mit einiger Begeisterung im See gebadet. Wobei man zugeben muss, dass die größte Begeisterung durch die schwimmende Badeplattform hervorgerufen wurde, auf der wir ihn haben herumkrabbeln lassen (für uns relativ anstrengend, da der interessanteste Anteil der Plattform natürlich die Kante war!)

Nachtrag

Hoppla, da wurde ich doch gerade verbessert:
Wolfram heißt auf Englisch „tungsten“ und „scheelite“ ist ein Gestein, in dem Wolfram enthalten ist. – Nicht, dass hier noch geologische Unwahrheiten verbreitet werden!

19. – 21.1.

Jörgs Geburtstag haben wir leider etwas unspektakulär „on the road“ verbracht. Wir sind vor dem schlechten Wetter der Ostküste geflohen und zurück in die Berge gefahren, diesmal nach Queenstown. Die Strecke dorthin führt kilometerweit quasi durchs Nirgendwo. Trotzdem sind wir mittendrin in diesem Nirgendwo zufällig auf ein interessantes Luftfahrtmuseum voller alter Flugzeuge gestoßen (Nico ist munter zwischen denen herum durch den Hangar gekrabbelt). Zu dem Museum gehörte auch ein Café/Restaurant mit überraschend gutem Essen, sodass wir doch noch zu einem recht opulenten Geburtstagsessen gekommen sind.
Queenstown gilt (zumindest hier bei den Kiwis, ich weiß nicht genau, wie weit verbreitet diese Bezeichnung tatsächlich ist) als Welthauptstadt des Abenteuersports. In der Nähe ist die Brücke, von der der erste Bungysprung der Welt gemacht wurde, und von Skydive über Jetboot-Fahren und Wildwasser-Rafting bis hin zu Quad-Safaris durchs Hinterland kann man hier alles machen. Von den obligatorischen Herr-der-Ringe-Touren ganz zu schweigen. Nico hat natürlich alles mal ausprobiert!
Nein, Schmarrn! Unser Aktivitätsspektrum war dann doch etwas familienfreundlicher (obwohl wir doch andere Familien mit kleinen Kindern getroffen haben, bei denen die Väter sich an Fallschirmsprüngen und „Riversurfing“ versucht haben…)
Wir sind mit der Gondel (quasi wie daheim, nur wird hier viel mehr Wirbel darum gemacht – ich glaube, allzu viele Gondelbahnen gibt’s in Neuseeland nicht, auch wenn man hier wohl recht gut Skifahren kann) auf den Hausberg von Queenstown gefahren. Ja, Nicos erste Gondelfahrt! Er hat auch ganz interessiert aus dem Fenster geschaut. Oben konnte man einen kleinen Rundweg laufen, der auch sehr nett war, sobald man mal die Touristenmassen hinter sich gelassen hatte, die dort oben mit der Sommerrodelbahn gefahren sind. (Bei allem verächtlichen Unterton: das hätte uns schon auch gereizt und wir freuen uns schon darauf, wenn Nico alt genug ist, dass man sowas mit ihm machen kann!) Und die Aussicht, die man von dort oben auf den Wakatipu Lake und die umliegenden Berge hat, ist einfach phänomenal!
Wieder unten angekommen waren wir in einem Vogelpark, wo man in speziellen Nachthäusern echte Kiwis beobachten konnte. Leider mag Nico die Dunkelheit auch hier nicht viel lieber als daheim, und so war Jörg der einzige von uns, der bei der Kiwi-Fütterung zuschauen konnte. Nico fand die frei im Park herumlaufenden (und -fliegenden!) Enten viel interessanter. Überhaupt mag er Enten sehr gern. Denen, Möwen und Hunden wird auch relativ zuverlässig immer wieder zugewunken, während das bei Menschen doch eher ein Glücksspiel ist…
Zu unseren familienfreundlichen Aktivitäten gehörten selbstverständlich auch ausgedehnte Spaziergänge durch Queenstown am See entlang, ein Besuch auf dem Spielplatz und natürlich – Eis essen! Jörg meint ja, unser Kind würde hier total verwildern, und so ganz kann ich ihm da nicht widersprechen…

Eigentlich wären wir nun nach 2 Nächten in Queenstown weiter gefahren. Aber da jetzt tatsächlich die Chance bestand, dass wir uns mit Freunden würden treffen können, die ebenfalls ihre Elternzeit in Neuseeland verbringen, haben wir eben noch eine Nacht dran gehängt. Schwer gefallen ist uns das sowieso nicht, denn die Gegend ist wirklich wunderschön und wie oben erwähnt gibt es genug zu unternehmen, um einen wochenlang beschäftigt zu halten. Da die anderen erst mittags in Queenstown ankommen würden, haben wir uns für einen Tagesausflug nach Glenorchy ganz am Ende des Lake Wakatipu entschieden, wo wir eine kleine Wanderung auf den Mount Judah gemacht haben. Seither wissen wir auch, was „Wolfram“ auf Englisch heißt („scheelite“), denn die Wanderung führte zu einer verlassenen Wolfram-Mine. Unsere Brotzeit am Berg bestand aus Schokokeksen, wobei Nico seinen ersten Schokokeks mit viel Hingabe angenuckelt, eingeweicht und schließlich im ganzen Gesicht verteilt hat. Trotz unglaublicher Sauerei war die Methode effektiv: Am Ende war der ganze Keks weg!
Zurück in Queenstown haben wir einen sehr schönen Abend mit unseren Freunden verbracht und gemeinsam gegrillt. Da Barbecue (oder BBQ) down under so eine Art Volkssport ist, gibt es auf fast jedem Campingplatz einen kostenlosen Grill, und der in Queenstown war auch noch schön gelegen. Aber es ist schon erstaunlich, wie schwierig es doch ist sich zusammen zu finden, obwohl nur zwei Tage zwischen unserer jeweiligen Ankunft in Neuseeland liegen – den „Vorsprung“ haben wir jetzt einfach…
… Denn am nächsten Tag ging’s für uns weiter, während die anderen erst mal Queenstown unsicher gemacht haben.